
Heute Vormittag sollte ein etwas gemütlicher Tag werden, also sind wir die letzten 40 Kilometer bis Lillehammer gefahren, um uns dort den Tag zu vertreiben.
Auf Empfehlung und auf Basis der guten Rezessionen im Internet sind wir zum Freilichtmuseum Maihaugen gefahren. Es liegt am Rande von Lillehammer, die Stadt selbst ist aber fußläufig erreichbar. Hier haben wir unser Wohnmobil abgestellt, ein Tagesparkticket gezogen, so dass wir hier stehen bleiben konnten.
Das Freilichtmuseum Maihaugen befasst sich auch mit dem Leben der Norweger in den letzten Jahrhunderten. Es gibt wieder viele Häuser zu sehen, vornehmlich Farmen und ihre dazugehörigen Häuser. So bekommt man auch hier einen Eindruck wie das Leben vor unserer Zeit war. In einige Häuser konnte man entsprechend auch reinschauen.
Das Gelände war so aufgebaut, dass man am Ende bei den Häusern und einer Straße aus dem 20. Jahrhundert endete.
Hier steht auch das Haus, in welchem Königin Sonja als Kind aufgewachsen ist bevor sie ihren zukünftigen Mann, den heutigen König Harald kennen lernte.
Insgesamt ist die Anlage sehr schön aufgebaut, man kann auch größere Runden durch den Wald und an kleinen Seen vorbei spazieren gehen. Allerdings empfanden wir dieses Museum als sehr künstlich, es wirkte irgendwie unwirklich aus dem Boden gestampft und zu modern. Alles war perfekt wie in einer Filmkulisse dargestellt. Unser Besuch im „De Heibergske Samlinger“ vor einigen Tagen hatte uns hier besser gefallen. Inhaltlich sind die Museen identisch, aber unserem Gefühl nach war das erste Museum authentischer. In Lillehammer macht es den Anschein, als ob es zu Zeiten der Olympischen Spiele für die Touristen erbaut wurde. Trotzdem wie gesagt, eine schöne Anlage.
Da wir unser Wohnmobil ja hier stehen gelassen haben, sind wir die ca. 1,5 Kilometer ins Zentrum von Lillehammer gelaufen. Allerdings geht der Fußweg steil bergab, d.h. man muss aufpassen, dass man nicht wegrutscht.
Lillehammer selbst ist eine norwegische Kleinstadt 180 Kilometer nördlich von Oslo gelegen mit ca. 27.000 Einwohnern, eingebettet in den Flachen Bergen (max. 1.000 Höhenmeter) des norwegischen Binnenlandes, direkt am Mjosa-See gelegen. International bekannt wurde das einst verschlafene Städtchen dann 1994 als hier die Olympischen Winterspiele ausgetragen wurden. Im Umland sind auch die Sportstätten noch vorhanden und werden heute noch für den Wintersport genutzt, so fanden sogar 2016 hier die Olympischen Winterspiele der Jungend statt.
Lillehammer ist wie gesagt eine eher kleine und überschaubare Stadt mit einer gemütlichen Fußgängerzone. Holzhäuser in den verschiedensten Farben, kleine Geschäfte mit Outdoorkleidung, gemütliche Straßencafés runden das Ambiente ab. Uns erinnerte die Innenstadt sehr an einen kanadischen oder amerikanischen Wintersportort. So bummelten wir durch den beschaulichen Ort und haben noch Waffeln mit Cappuccino genossen.
Wie jede Stadt, hat auch Lillehammer eine Kirche, die sehr schön ist, aber so gar nicht typisch norwegisch: es handelt sich um eine gemauerte Kirche.
Von hier aus sollte es jetzt ca. 20 Kilometer nördlich von Lillehammer gehen. Da der Weg zum Parkplatz wie gesagt äußerst steil war, hat Claudia im Ort gewartet während Torsten das Wohnmobil geholt hat. Wir wollten das Knie schonen, da wir noch nicht wussten wir der Abend verlaufen wird.
Für den späten Abend um 19.30 Uhr hatten wir uns mit einem örtlichen Ranger verabredet, mit dem wir eine so genannte „Elch-Safari“ machen wollten. Dies hat aber nichts mit einer klassischen Safari zu tun. Wichtig ist schon mal, dass wir das absolut einzige Fahrzeug in der wilden Natur der Fjells nördlich von Lillehammer waren. Das Fjell wurde in der letzten Eiszeit geschaffen und durch die Abtragung der Gesteine entstand in dieser Region ein Hochplateau auf ca. 1.000 Metern Höhe. Es war eine absolut faszinierende Landschaft mit überwiegende flacher und spärlicher Vegetation, kleinen Seen und viel Sumpflandschaft sowie kleinen Wäldern. Allein diese Landschaft hatte im Abendlicht eine ganz besondere Aura.
In dieser Region leben derzeit ca. 200-300 wilde Elche, welche wir nun gerne sehen wollten. Der Ranger war bestens ausgerüstet mit Ferngläsern für uns sowie einem großen Stand-Teleskop-Fernglas. Wir durchfuhren die Sumpflandschaften nun, hielten an Spots an, wanderten mit unserer Ausrüstung einige hundert Meter in die Natur um dann stillzustehen und den Horizont nach Elchen abzusuchen.
Elche sind Einzelgänger und daher sehr schwer zu finden. Nach einiger Zeit ist es uns am dritten Spot den wir angefahren sind gelungen in einigen hundert Metern Entfernung einen Elch auszumachen. Allerdings konnte man diesen nur mit den Teleskopen beobachten wir er am grasen war. Der Ranger hatte einen Aufsatz für Handys mit, so dass man die Kamera durch das Teleskop gucken lassen konnte und erste Fotos wurden geschossen.
Jetzt ging es lange Zeit erfolglos weiter auf die Suche nach Elchen. Und dann plötzlich standen 2 Elche direkt vor uns neben dem rechten Fahrbahnrand. Leider erschreckten wir die Tiere doch zu sehr, so dass der erste Elch direkt nach rechts ins Gebüsch geflüchtet ist. Der zweite Elch jedoch querte erst die Straße bevor er in den Wald entschwand – dabei ist uns ein kleiner Schnappschuss gelungen.
In den nächsten beiden Stunden kurz vor Mitternacht ist es uns dann doch noch gelungen, an 3 Stellen jeweils einen Elch auszumachen und beim weiden zu beobachten. Insgesamt haben wir in den vergangenen 5 Stunden 6 Elche zu Gesicht bekommen, laut unserem Ranger eine normale Ausbeute wenn er auf der Suche nach den Tieren ist.
Wir fanden es absolut positiv, dass hier die Tiere nicht gejagt werden um Fotos zu machen (so kennen wir es von anderen Safaris z.B. auf Sri Lanka). Wir waren hier ganz alleine im Einklang mit der Natur, in diesem Gebiet gibt es keine Menschen, die hier dauerhaft leben – lediglich einige kleine Farmhütten für die Sommermonate). Es ist schon sehr drollig, die großen Tiere mit ihren extrem langen Beine laufen zu sehen, zweimal konnten wir sie sogar dabei beobachten, wie sie über einen Baum springen.
Um 1.00 Uhr nachts waren wir dann glücklich und um ein einmaliges Erlebnis reicher wieder an unserem Stellplatz. Müde vielen wir ins Bett, obwohl es noch hell war – aber morgen sollte es auch wieder früh losgehen, Oslo stand auf dem Programm.