
26.12.2022 – Tag 118 Waimangu + Wai-O-Tapu
Der heutige Tag sollte ganz im Zeichen der Faszination der Natur stehen. Die Gegend rund um Rotorua ist erdgeschichtlich mit die jüngste Region der Erde. Sie liegt am Ende eines s.g. Feuergürtels, der aus Vulkanen entlang der tektonischen Erdplatten besteht. Dementsprechend aktiv ist hier die Erde noch, Neuseeland ist das größte Geothermal-Gebiet der Welt. Somit wollten wir uns die geothermischen Aktivitäten etwas genauer anschauen:
Waimangu Volcanic Valley
Als erstes ging es zum Waimangu Volcanic Valley – dem jüngsten geothermischen Tal der Welt. Das Tal hat eine Gesamtlänge von rund 4,5 Kilometern mit den verschiedensten geothermischen Aktivitäten: heiße Quellen, vulkanische Krater, dampfende Pools, schwefeliges Wasser u.v.m. Als erstes läuft man vom Visitor Center die gesamte Strecke durch das Tal immer bergab auf eigene Faust (man bekommt einen Übersichtsplan mit den Erklärungen zu den einzelnen Punkten) bis zum Lake Rotomahana. Hier kann man noch eine 45-minüte Bootsfahrt über den See machen und sieht noch weitere geothermische Aktivitäten am Seeufer, welche man von Land nicht sehen kann.
So haben wir uns früh morgens auf den Weg zu dieser Halbtagsaktivität gemacht und sind am Visitor-Center losgewandert ohne zu wissen, was uns genau erwartet. Als Erstes führte uns die Strecke entlang verschiedenster Krater und Kraterseen.
Die Krater sind überwiegend erst in den letzten 100 Jahren bei verschiedenen Ausbrüchen entstanden. Der letzte große Ausbruch war 1974, davor war der Ausbruch des Waimangu Geysirs von 1900-1904 erwähnenswert. 1974 kamen 4 Touristen bei den Ausbrüchen ums Leben, als sie trotz Vorwarnung direkt neben dem Ausbruchsloch standen als es zu einer Eruption kam.
Die größtenteils „kühlen“ Seen sehen allesamt aus als würden sie kochen mit ihren Blubberblasen. Es kommt auch heißes Wasser aus den Löchern am Boden, welches vermischt mit dem Wasserstoffschwefelgas den Eindruck des kochenden Wassers entstehen lässt. Wenn man von kalten Seen spricht, sind diese immer noch rund 55 Grad heiß.
Die ganze skurrile Landschaft ist von farbiger Erde und farbigem Wasser in den Tönen blau, grün, gelb, rot, Ocker etc. geprägt. Die Farben entstehen durch die im Erdreich zu Tage kommenden giftigen Mineralien verursacht durch die geothermische Aktivität.
An jedem See oder Schlammloch bleibt man stehen, da es immer wieder Neues zu entdecken gibt.
Der größte See im Gebiet Waimangu ist der Inferno Krater See, welcher bei einem Ausbruch 1889 entstand. Er hat eine ungewöhnliche trübe blaue Wasserfärbung bei einer Wassertemperatur von rund 80 Grad. Der rund 30 Meter tiefe See ist das größte geysirähnliche Gebilde der Welt, auch wenn der Geysir als solches nicht sichtbar ist, da er sich auf dem Grund des Sees befindet.
Weiter geht es dann hinab zum Lake Rotomahana vorbei an weiteren heißen Qellen geprägt vom Farbenspiel der Mineralien. Die Farben wirken immer sehr unecht, da der ph-Wert des Wassers meist bei 2,0 und damit im extrem sauren Bereich liegt.
Am Bootsanleger angekommen, geht es mit einem kleinen Motorboot raus auf den See. Der See selber ist 1886 durch mehrere neue Krater bei einem Vulkanausbruch entstanden. Seitdem liegen die rosa- und weißfarbenen Porzellanterrassen allerdings rund 60 Meter unter der Seeoberfläche und sind für Touristen nicht mehr sichtbar.
Am Seeufer bekommen wir weitere mineralische Ablagerungen im Gestein zu sehen. Außerdem sieht man an den Felswänden sehr deutlich die einzelnen Schichten, die bei jedem Ausbruch wieder über die bestehende Erde gebildet wurden.
Highlight der Bootsfahrt ist dann noch der Ausbruch eines Geysirs am Ufer. Er bricht sehr regelmäßig aus und wir mussten nur einige Minuten auf die nächste Eruption warten.
Nach Ankunft am Seeufer wurden wir dann mit einem Bus die 4,5 Kilometer zurück zum Visitor-Center gefahren.
Für den Nachmittag stand dann das nächste geothermale Highlight auf dem Programm:
Wai-O-Tapu Thermal Wonderland
Wai-O-Tapu ist eins der beeindrucktesten Geothermal-Gebiete in Neuseeland. Es handelt sich um ein über 18 quadratkilometergroßes Areal, welches als das abwechslungsreichste und farbenfroheste System in Neuseeland gilt. Geprägt von Jahrtausende langer vulkanischer Aktivität wurde Wai-O-Tapu zu einer einzigartigen Landschaft – der Schlüssel dazu liegt tief unter der Erdoberfläche.
Auch hier kann man vom Visitor-Center aus 3 verschiedene Rundwege laufen, die aufeinander aufbauen. Wenn man alle 3 Wege aneinanderhängt, läuft man rund 2 Stunden und 3-4 Kilometer durch das Areal.
Der Weg führt einen vorbei an vielen erloschenen Vulkankratern, maximal kleine blubbernde Schlammpools sind am Kraterboden verblieben. Man kommt sich vor als hätte man Mutter Erde gegen den Mond getauscht.
Direkt auf dem ersten Rundweg erreicht man eines der absoluten Highlights des Parks – den Champagne Pool. Hierbei handelt es sich um die größte heiße Quelle in Neuseeland mit einem Durchmesser von 65 Metern und einer Tiefe von 62 Metern. Die Oberflächentemperatur beträgt immer noch 74 Grad Celsius. Die Blasen des Pools werden durch Carbondioxid erzeugt, daher rührt auch der Name Champagne Pool. Entstanden ist der Pool vor rund 700 Jahren bei einer hydrothermalen Eruption, das Farbenspiel des Wassers rührt von den verschiedenen Mineralien, welche Sedimente von Gold, Silber, Schwefel, Arsen, Thallium und Antimon enthalten.
Der Champagne Pool ist ein absoluter Hingucker, sowohl von der oberhalb gelegenen Aussichtsplattform als auch vom gegenüberliegenden Ufer mit seiner gold-roten Färbung.
Durch die ständigen auf dem Seeboden stattfinden „Gaseruptionen“ sind die Mineralien immer in Bewegung und der See hat jeden Tag eine neue Farbkombination.
Die nächsten Kilometer führen einem wieder an kleinen Pools, unnatürlich-farbiger Erde und Schlammseen vorbei bevor man wieder zurück in die Vulkanlandschaft kommt.
Kurz vor dem Ende wartet dann ein weiteres besonderes Highlight auf einem: der Roto Karikitea – ein tiefgrüner See. Dieser Krater wird von überlaufendem Wasser des Champagne Pools gefüllt und das extrem grüne Wasser rührt von Ablagerungen von Mineralien her, welche sich im Sonnenlicht wiederspiegeln. Je nach Sonneneinstrahlung wirken die Grüntöne auch völlig anders: leuchtend-klar an sonnigen Tagen und dunkelgrün-trüb an wolkigen Tagen. Der ph-Wert des Sees liegt wieder bei 2, somit ist das nur 14 Grad warme Wasser extrem sauer.
Beide geothermischen Ziele (Waimangu und Wai-O-Tapu) sind komplett unterschiedlich, obwohl es sich bei beiden Arealen um geothermische Gebiete handelt. Jegliche Befürchtungen, dass man zweimal im Prinzip das Gleiche zu sehen bekommt, sind völlig unnötig. Man sollte sich sogar beide Bereiche ansehen, um die volle Palette der geothermischen Aktivitäten zu entdecken. Für uns absolut faszinierend, was unsere Natur hier zu bieten hat. Da es sich bei Neuseeland um eine sehr junge Region unserer Erde handelt, bekommt man einen tiefen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Erde. Für uns war es ein sehr spannender Tag mit vielen neuen Eindrücken.