
25.12.2022 – Tag 117 Rotorua
Der erste Weihnachtstag ist in Neuseeland der eigentliche Festtag, Heiligabend wird hier nicht gefeiert. Dementsprechend ist definitiv alles geschlossen, Geschäfte, Cafés und Restaurants, etc. Zum Glück hatten wir ausfindig gemacht, dass die Seilbahn Skyline Rotorua trotzdem auf den Hausberg fährt. So haben wir das schöne Weihnachtswetter bei rund 25 Grad genossen und sind auf den Berg gefahren. Von hier oben aus hat man eine schöne Aussicht auf Rotorua und den gleichnamigen See.
Gleichzeitig ist hier oben auch ein riesiger Freizeit- und Fun-Park entstanden, der den unterschiedlichsten Nervenkitzel zu bieten hat: es gibt eine Scooterbahn – eine Mischung aus Sommerrodelbahn und Gokart-Bahn. In verschiedenen Routen kann man hier zu Tal rasen. Außerdem werden noch eine Zip-Line angeboten oder eine Riesenschaukel (Swing), von wo aus man im freien Fall über den Hang hinaus mit Ausblick über Rotorua schaukelt.
Wir sind ein wenig durch den Wald gewandert, haben uns die verschiedensten Attraktionen angeschaut und eine weihnachtliche Kaffeepause gemacht.
Auf dem Rückweg haben wir am Kuirau Park in Rotorua angehalten. Es handelt sich um den Stadtpark von Rotorua welcher für seine heißen Quellen bekannt ist. Man kommt an den verschiedensten mehr oder weniger qualmenden und brodelnden Thermalquellen und Schlammlöchern vorbei. Das Wasser und der Boden sind hier rund 100 Grad heiß und man darf die Wege nicht verlassen. Das Ganze rührt daher, dass im gesamten Großraum rund um Rotorua sich das jüngste Geothermalgebiet der Erde befindet. Es stellt das südliche Ende einer rund 2.500 Kilometer langen Erdspalte dar, welche durch Vulkane, Eruptionen, Erdbeben, Verschiebungen tektonischer Platten und geothermaler Aktivität geprägt ist. Ähnliches gibt es in dieser Form weltweit nur noch auf Island. Die beiden Länder sind geothermisch betrachtet die jüngsten Länder der Erde.
Mitten in der Parkanlage befinden sich noch mehrere Fußbecken – hier kann man im heißen Quellwasser seine Füße baden. Das Gegenteil von unseren eiskalten Kneipptretbecken.
Das Highlight des Parks ist jedoch der Hot Pool. Es handelt sich um einen Pool von rund 100 Metern Durchmesser, welcher sehr aktiv ist. Schwefelwolken ziehen hier über den „See“. Man geht über Holzstege bzw. Wegen hinter Holzgittern um auf der sicheren Seite zu sein. In diesem Pool gibt es von Zeit zu Zeit neue Eruptionen, so dass man immer den nötigen Sicherheitsabstand auf den Wegen einhalten sollte. 2001 zuletzt hat die Quelle Schlamm und Steine ohne Vorankündigung bis zu 10 Meter hoch in die Luft geschleudert. 2 Jahre später konnte das gleiche Phänomen von vielen Besuchern bestaunt werden, die zu dem Zeitpunkt vor Ort waren. Es gab zum Glück keine Unglücke oder Verletzungen. Zu Maori Zeiten war der kleine See noch viel kühler und es ranken natürlich Legenden um den See, warum er zu solch einer dominanten heißen und immer aktiven Quelle geworden ist.
Wenn man durch den Park läuft begegnet einem immer wieder ein extrem starker und unangenehmer Schwefelgeruch. Dieser Geruch ist aber auch im gesamten Stadtgebiet immer mal wieder mehr oder weniger intensiv wahrzunehmen. Man kann so nicht vergessen, dass man in einem geothermisch aktiven Gebiet ist.
Für den Abend hatten wir uns schon Tickets für die heißen Quellen und Geysire von Te Puia besorgt. Mit Einbruch der Dunkelheit werden diese entsprechend in Szene gesetzt und der Rundgang wird zu einem ganz besonderen Erlebnis.
Te Puia liegt im Te Whakarewarewa Thermal Valley unweit des Stadtzentrums von Rotorua. Te Puia ist ein Maori Dorf, in welchem noch 18 Familien leben und die Tradition und Kultur aufrechterhalten. Auf rund 70 Hektar Gelände befinden sich neben den Schlammpools, heißen Quellen und Geysiren noch die staatliche Schule für Holz und Schnitzerei, Weberei, Stein und Knochen Schnitzerei. Seit über 170 Jahren wird vom hier ansässigen Maori-Stamm die Kultur und Tradition an Besucher vermittelt und im gegenseitigen Gespräch erklärt. Die Maoris leben im völligen Einklang mit Moderne und Tradition.
Am bekanntesten und die meisten Besucher anziehend ist natürlich die geothermische Aktivität auf dem Gelände. Man läuft vorbei an den ganzen heißen Quellen, Schlammpools, Schwefeltümpeln bis hin zu den Geysiren.
Wir hatten hier ein besonderes Event gebucht und durften in einer Kleingruppe von nur 30 Personen das Gelände und die Geysire bei Nacht bestaunen. Geführt wurden wir von 2 Maoris, die uns schwerpunktmäßig ihre Kultur näherbringen wollten. So ging es als erstes in Richtung eines „Kochlochs“ – hierbei handelt es sich um einen Blubberpool von rund 150cm Tiefe, in welchem man bei über 100 Grad heißem Schwefelwasser kochen kann.
Für uns wurde ein Steampudding zubereitet, welcher vorher 45 Minuten lang im heißen Wasser gekocht hat. Er besteht aus Bananen, Caramel, Zucker, Blumen und ein wenig Wasser. Gereicht wurde uns das Dessert mit frischer Milch übergossen. Es hat in der Tat sehr lecker geschmeckt und auch der Schwefelgehalt kam in keinster Weise durch.
Von hier aus ging es dann in Richtung geothermischer Hauptattraktion: zu den Geysiren. Im Wesentlichen warten alle Besucher auf den Pohutu Geyser, es ist der größte aktive Geysir der südlichen Hemisphäre. Er bricht alle 45-60 Minuten aus und spritzt dann für rund 8 Minuten Wasser bis zu 30 Meter hoch in die Luft. Sein Ausbruchloch hat einen Durchmesser von rund 50cm. In den 60er und 70er Jahren nahm in der Region die Aktivität der Geysire extrem ab, da man die Geothermik nutzen wollte und das heiße Wasser durch Bohrungen abgezweigt hat, um in Rotorua heißes Wasser und Heizenergie nutzen zu können. Ende der 80er Jahre wurden dann alle Bohrungen im Umkreis von 1,5 Kilometern um die Geysire verboten und die Aktivität steigerte sich wieder. Leider ist der weltgrößte Geysir für immer erloschen geblieben. Wir haben uns gefreut, als es endlich soweit war und wir den Ausbruch im Dunkeln angestrahlt miterleben durften.
Rund um die Geysir-Landschaft kommt man sich vor wie auf dem Mond. Die ganze Fläche ist dunkelgrau gefärbter Schlamm. Durch die bei den Eruptionen zu Tage tretenden Wassermassen entstehen für einige Minuten kleine Wasserfälle, die den Felsen einen eigenwilligen abgewaschenen optischen Ausdruck verleihen (es hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Kalksteinterrassen).
Zurück ging es dann noch zum zentralen Platz des Maori Dorfes, dort bekamen wir das Haupthaus erklärt. Es war verziert mit zahlreichen unterschiedlichen Schnitzereien, die von den Schülern der ansässigen Schule durchgeführt worden sind. Hier bekamen wir einen sehr interessanten Eindruck, welchen Fokus die Maori-Schulen legen – es geht mehr um praktische Fähigkeiten und im Vordergrund steht das Leben in der Natur und der Respekt gegenüber Natur und dem Menschen egal welcher Hautfarbe und Rasse. Die Maoris kennen keine eigentliche Religion, der Mensch als solches ist das wichtigste Gut.
Für uns war es eine sehr spannende Führung mit vielen interessanten Einblicken in die Maori Kultur und gleichzeitig haben wir die Kräfte unserer Mutter Erde bewundern dürfen. In der Kleingruppe war das Erlebnis besonders intensiv, da man kontinuierlich mit den Guides gesprochen hat und alles mehr im Gespräch vermittelt wurde.