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  >  Europa   >  Groß Britannien   >  23.07.2024 Canterbury und Heimreise

Wir sind extra früh aufgestanden, damit wir noch etwas von unserem letzten Tag des Roadtrips haben. So waren wir gegen 8.30 Uhr startklar und sind rund 260 Kilometer in Richtung Canterbury gefahren. Dies ging auch recht fix, da der größte Teil der Strecke über die Autobahn südlich an London vorbeiführte. Die Uhrzeit war scheinbar recht gut gewählt, da die Autobahn recht frei war und wir ohne Staus rundum London vorbeigekommen sind.

 

In Canterbury angekommen, hatten wir dann gut 6 Stunden Zeit, um die Stadt zu erkunden. Wie sich im Nachhinein feststellte, ein Zeitfenster, welches man auf jeden Fall für diese Stadt benötigt. Sehr praktisch war, dass es nur wenige Gehminuten vom Zentrum entfernt einen Parkplatz extra für Wohnmobile gibt. Sehr häufig müssen wir recht außerhalb parken und haben dann immer noch einen langen Weg in die Städte hinein. So konnten wir gut parken und nach 10 Minuten waren wir auch schon mitten im schönen Stadtzentrum von Canterbury.

 

Canterbury ist die Hauptstadt der Grafschaft Kent im Süden Englands und zählt heutzutage rund 55.000 Einwohner. Die Stadt ist vor allen Dingen als Sitz des Erzbischofs von Canterbury bekannt, somit ist sie das religiöse Zentrum der anglikanischen Kirche. Der Erzbischof von Canterbury ist der Primas der Kirche von ganz England, sowie gehört er als Lordbischof dem britischen Oberhaus an. Er ist sogar im gesamten Königreich der ranghöchste Würdenträger, der nicht der königlichen Familie angehört. Ihm kommen auch ganz besondere Aufgabe im Königreich zuteil: er führt sowohl die sakralen Trauerfeiern der Könige und Königinne durch als auch leitet er die Krönungszeremonien in der Westminster Abbey in London und salbt das jeweilige neue Königspaar. Dadurch ist auch die Stadt Canterbury und der jeweilige Erzbischof international bekannt und bedeutend.

 

Zuerst sind wir wunderschön am kleinen Flusslauf des Great Stour entlangspaziert. Der Fluss windet sich durch schöne Wohnviertel der Stadt, teilt sich immer wieder in kleine Nebenarme auf. Hier befinden sich auch besonders schöne Parks, wie der Abbots Mill Garden oder die Westgate Gardens. Auffällig ist, wie schön mit bunten Blumen die Parks und Privatgrundstücke angelegt sind und wie schön gepflegt alles ist. Hier kann man sehr schön im Grünen spazieren und ist doch mitten in der Stadt.

 

 

 

Direkt in der Nähe der Westgate Garden befindet sich das Westgate, es handelt sich um das einzige und älteste noch erhaltene Stadttor im West End Quarter von Canterbury. Noch heute führt hier der Verkehr und die Hauptstraße durch das sehr gut erhaltene historische Stadttor – dadurch hat man natürlich immer Autos und Menschen auf seinen Bildern.

 

 

Hier beginnt dann auch gegenüber der Hauptfußgängerzone der Stadt, die St.Peter´s Street.

 

Neben vielen Geschäften und Boutiquen befinden sich hier auch einige historische und sehenswerte Gebäude der Stadt. Erwähnenswert ist das „Old Weavers House“, einem schönen alten Fachwerkhaus direkt am Fluss gelegen – dies ist das einzige erhaltene Haus der seinerzeit in der Stadt lebenden Hugenotten. Außerdem befindet sich hier die alte Bibliothek der Stadt, ein schönes historisches Gebäude, in welchem sich heute die Touristeninformation befindet.

 

 

Am Ende der St. Peter´s Street geht man dann links in ein schmales kleines Gässchen namens Mercery Lane, um in Richtung historischem und religiösem Zentrum Canterburys zu gelangen. Die Mercery Lane ist eine kleine, recht dunkle Gasse und jeder Harry-Potter-Fan wird sich hier wie in einer Filmkulisse fühlen. So wundert es uns auch nicht, dass wir am Ende der Gasse einen großen Harry-Potter-Laden vorfinden.

 

 

Die Mercery Lane mündet dann an einem kleinen Platz, dem Butter Market. Hier findet man rund um das Kriegsdenkmal von Canterbury viele typische englische Häuschen und Straßencafés.

 

 

Markantestes Gebäude auf diesem Platz ist natürlich das Christchurch Gate, durch welches man zur imposanten und weltweit bekannten Kathedrale von Canterbury kommt. Zur religiösen Bedeutung der Stadt hatten wir ja bereits in den allgemeinen Stadtinfos geschrieben und nun wollten wir diesen bedeutenden Ort natürlich auch besichtigen. Allerdings wussten wir nicht, dass in dieser Woche die gesamten Feierlichkeiten zu den Hochschulabschlüssen in England stattfinden. Dementsprechend war die Kathedrale für Besucher geschlossen und für die Zeremonien der College-Absolventen vorbehalten. Wir fanden dies sehr schade, konnten aber natürlich die Gründe völlig nachvollziehen und finden es auch gerechtfertigt.

 

 

Mit auf dem Gelände der Kathedrale befindet sich das zweitbedeutendste Gebäude der Stadt: die King´s School. Hierbei handelt es sich um die älteste Schule weltweit aus dem Jahre 597 m.Chr. Diese Schule befindet sich in einem altehrwürdigen Gebäude aus typischen englischen Backsteinen errichtet. Es ist die einzige Schule weltweit, die seit ihrer Gründung ohne Unterbrechung Schüler ausgebildet hat. Da diese Schule allerdings zum Komplex der Kathedrale gehört und natürlich auch hier die Schulabgänge zelebriert werden, konnten wir auch den Teil nur von außen sehen.

 

 

Anhand von Bilder wissen wir, dass der gesamte Komplex der King´s School und der Kathedrale innerhalb der Mauern sehr sehenswert ist und werden hier mit Sicherheit nochmal anhalten, um die Besichtigungen noch zu komplettieren.

 

So hatten wir natürlich viel Zeit gewonnen und wir haben überlegt, was wir anstelle der Tour durch Schule und Kathedrale machen können: in Canterbury bietet es sich noch an, eine Bootstour auf den Great Stour und seinen Armen zu machen. Dies ist ein Highlight für viele Touristen und findet reichlich Anklang. Es gibt derzeit drei verschiedene Anbieter, die die Touren unterschiedlich angehen: Es gibt Rudertouren in größeren Booten sowie kleine Boote, in denen man mit einem Stechpaddel durch die niedrigen Wasserarme gepaddelt wird. Wir haben uns dann für letztere Tour entschieden.

Wir sind knapp eine Stunde durch die schönen Flussarme und blühenden landschaften vorbeigepaddelt, haben die historischen Gebäude nochmal von der Wasserseite aus gesehen und haben einige Male die Köpfe eingezogen als wir unter extrem niedrigen Brücken hindurchfuhren.

 

 

Die Bootstour war mit 25 GBP/Person nicht gerade preiswert, war aber ihr Geld wert. Wir hatten eine tolle Zeit mit einem sehr witzigen und informativen Bootsguide, der das Boot gepaddelt hat.

 

Nun war es bereits knapp 18 Uhr und wir mussten uns aufmachen und die letzten 25 Kilometer bis Dover fahren, da wir am gleichen Abend noch die Fähre zurück nach Calais gebucht hatten. In Dover angekommen, konnten wir sogar noch direkt auf eine Fähre früher und sind im Sonnenuntergang über den Ärmelkanal nach Frankreich gefahren.

 

 

Mit einem letzten Blick auf die Kreidefelsen und einem schönen Sonnenuntergang hat sich England von uns verabschiedet und ein Roadtrip neigt sich dem Ende. Wir sind sehr begeistert von der letzten 12 Tagen an der Südküste Englands, uns hat sowohl die tolle Natur fasziniert als auch die malerischen Örtchen, schönen Städte und Burgen. Das Fahren auf der linken Seite war auch dank der immer freundlichen Engländer kein Problem, es wurde immer gegenseitig Rücksicht genommen und einem immer in schmalen Straßen zuvorkommend Vorfahrt gewährt. Diese Gegend war für uns völliges Neuland und wir gehen mit einer sehr positiven und schönen Erinnerung zurück in den Alltag.

In der Nähe von Calais haben wir die Nacht noch auf einem ruhigen Stellplatz verbracht bevor wir am 24.07.2024 die letzten 400 Kilometer wieder gemütlich zurück in unsere Heimat gefahren sind.