
22.07.2024 Stonehenge
Heute hieß es recht früh aufstehen, da wir doch mit 250 Kilometern eine erste längere Etappe in Richtung Dover vor uns hatten. Und für 250 Kilometer muss man bei den hiesigen Straßenverhältnissen doch auch gerne mal mindestens 4 Stunden einplanen. Zeitlich waren wir außerdem etwas gebunden, da wir für den heutigen Nachmittag um 15 Uhr ein festes Zeitfenster für den Zugang nach Stonehenge vorgebucht hatten.
Die Fahrt verlief aber auch völlig problem- und staulos. Wir sind in Cornwall im Regen gestartet und das Wetter wurde immer schöner. Bei unserer Ankunft am Stellplatz in der Nähe von Stonehenge schien die Sonne bei fast 25 Grad, nur ein paar kleinere Wolken waren am Himmel. So hatten wir uns das vorgestellt.
Nachdem wir unseren Stellplatz schon mal bezogen hatten, sind war dann die letzten 7 Kilometer bis zum Weltkulturerbe Stonehenge gefahren. Hier wurde uns direkt klar, es ist eins der Top-Reiseziele im Süden Englands – der PKW-Parkplatz war übervoll und es standen auch knapp 30 Reisebusse hier. Später haben wir herausgefunden, dass die meisten Touristen mit einem Kreuzfahrtschiff in Southampton waren (AIDAprima).
Stonehenge
Da wir unsere Tickets vorgebucht hatten, brauchten wir uns zum Glück nicht in der langen Schlange anstellen und konnten direkt das Gelände betreten.
Als erstes kam man in eine kleine Ausstellung, hier war u.a. ein Findling aus unmittelbaren Nähe zu sehen sowie einige kleine Hütten aus der Zeit Stonehenges.
Danach hatte man 2 Optionen: entweder man läuft die 2 Kilometer bis zum Steinkreis zu Fuß oder man nimmt den regelmäßig verkehrenden Shuttlebus. Wir haben uns für den Hinweg für den Fußweg entschieden: da die Straße aber die gesamte Strecke exakt geradeaus geht, zog sich der Weg gefühlt sehr in die Länge.
Angekommen am Steinzirkel waren wir doch überrascht, dass es gar nicht übervoll war – man konnte rundherum in Ruhe seine Bilder machen und stand nicht in der dritten Reihe. Aber die Menschenmassen verteilen sich ja zum Glück auf das Besucherzentrum, den Hin- bzw. Rückweg sowie den Steinkreis als solches.
Stonehenge ist ein sogenanntes Megalith-Bauwerk (so nennt man besonders große Monolithen) und stammt bereits aus der Jungsteinzeit. Um 3.000 vor Christus wurde die Anlage dann mehrfach verändert und bis in die Bronzezeit genutzt. Seitdem wurde sie stark beschädigt und ist heute nur noch in Ansätzen erkennbar.
Die eigentliche aktuelle Anlage umfasste 30 senkrecht im Kreis stehende Quader, die an ihrer Oberseite jeweils mit 30 Deckensteinen miteinander verbunden waren und einen Ring bildeten. Nach gleicher Bauweisen waren mehrere Hufeisen gebaut. In der Mitte der Anlage wurden noch Quader rund um den Altar (= Opfertisch) angeordnet.
In der Nähe der Anlage gibt es weitere prähistorische Funde, u.a. diverse Gräber.
Über den genauen Verwendungszweck der Anlage gibt es verschiedene Hypothesen: sie reichen von einer Grabanlage, über Opferstätte religiöser Kulte bis hin zu astronomischen Zwecken.
Zu allen Hypothesen passt übereinstimmend auf jeden Fall, dass die Hufeisen allesamt exakt mit ihrer Öffnung zum Sonnenaufgang zur Sommersonnenwende ausgerichtet sind.
Mittlerweile sind sich die Forscher auch einig, dass Stonehenge nicht allein betrachtet werden darf, vielmehr ist die Anlage eine Station eines längeren Prozessionsweges.
Touristisch gewann Stonehenge bereits Anfang des letzten Jahrhunderts an Bedeutung. In den 70er Jahren wurde dementsprechend ein unterirdisches Besucherzentrum samt Parkplätzen in der Nähe des Monumentes errichtet. 2014 letztendlich wurde das bestehende Besucherzentrum in unmittelbarer Nähe der Anlage abgerissen und ein neues, modernes Zentrum in 2 Kilometern Entfernung erbaut. Die alte Fläche des Besucherzentrums wurde renaturiert, so dass heute rund um das Monument nur Felder und Wiesen liegen. Zusätzlich wurde bereits 1974 ein Zaun um die Steine errichtet, um die gesamte Anlage von den immer größer werdenden Touristenmassen zu schützen. Wir finden dies außerdem sehr angebracht, da man so Bilder ohne Menschen zwischen den Steinen machen kann.
Im Laufe der letzten 100 Jahre wurde die Anlage dann immer mehr von neureligiösen Gruppen und Sekten genutzt um hier ihre religiösen Zeremonien zu praktizieren. Seit 1998 feiern hier Gruppen von Neuheiden und Esoterikern jährlich die Nacht zur Sommersonnenwende. 2014 haben mehr als 36.000 Menschen hier die Nacht gefeiert. Immer wieder kommt es jedoch zu zahlreichen Festnahmen, vornehmlich wegen Drogendelikten.
Am schönsten ist es, wenn man sich der Anlage über den langen Weg zu Fuß nähert. Bereits auf halber Strecke hat man von oberhalb einen ersten Blick auf Stonehenge. Am Steinkreis selber angekommen, kann man diesen in rund 100 Metern Entfernung komplett umrunden und von allen Seiten auf sich wirken lassen und entsprechend Fotos machen.
Die Kulturstätte wird jährlich von mehr als 2 Millionen Touristen besucht und gehört zum englischen Kulturgut. Bereits 1986 wurde das Monument von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Leider sind die Öffnungszeiten nicht so, dass man zum Sonnenaufgang odr -untergang in die Anlage kommt.
Der Besuch von Stonehenge steht wahrscheinlich von jedem Besucher Süd-Englands auf dem Programm und war auch bei uns ganz oben auf der Prioritätenliste. Auch wenn es am Ende „nur“ ein paar Steine sind, so umgibt die gesamte Anlage eine sehr mythische Aura und wir fanden den Besuch absolut lohnenswert.
So geht nun für uns der vorletzte Tag in England zu Ende. Morgen steht dann die Rückfahrt in Richtung Dover auf dem Programm, von wo aus spät abends unsere Fähre zurück aufs Festland nach Calais abfährt. Vorher wollen wir aber noch einen Abstecher in das nicht weit von Dover entfernt gelegene Canterbury machen.