
18.06.2021 Tag 8 – Herausforderungen im Appenzeller Land
Wir dachten immer, dass auch Kühe mal schlafen müssen – weit gefehlt! Die Kühe haben sich auf der Wiese hinter unserem Wohnmobil platziert und so hörten wir die ganze Nacht die Kuhglocken – irgendwann ist man dann doch eingeschlafen. Aber dafür waren wir mitten in der Natur und haben nach dem heißen Tag die klare Nachtluft genossen.
Getrost dem Motto „der frühe Vogel fängt den Wurm“ sind wir schon um 9.00 Uhr mit der Seilbahn auf die Ebenalp gefahren. Von hier aus ist es ein ca. 30-40 minütiger Weg rund 150 Meter bergab bis zum Highlight von Appenzell.
Als erstes kommt man in eine prähistorische Berghöhle, welche man vollständig durchqueren muss. In der Wildkirchlihöhle findet man Spuren aus der Eiszeit als sich Bergbären in die Höhle zurückzogen, an einer Stelle hat man Gräber von Massen von Bären gefunden.
Weiter führt der Weg über einen schmalen Holzsteg, der um den Berg herum in die steile Felswand geschlagen wurde, bis man die Höhlenkirche erreicht. Hierhin zogen sich bereits seit Hunderten von Jahren als Einsiedler lebende Mönche zurück. Sie bewirteten bereits seit jeher Gäste, diese Tradition wurde später von den Bauern übernommen.
Nun folgt nur noch ein kurzer Weg am Berggrat entlang bis zum wohl bekanntesten Fotomotiv im Appenzeller Land: dem Berggasthof Aescher Wildkirchli.
Es steht bereits seit 1846 an dieser Stelle, 1860 wurde es in seiner heutigen Form gebaut.
Es ist unglaublich, dass man ein so großes Haus hoch oben im Berg auf ca. 1.500 Metern Höhe unterhalb einer steil überhängenden Felswand in den Felsen gebaut hat.
Man muss bedenken, dass alle benötigten Waren und Lebensmittel kurz vor der Höhle per Seilzug von der Seilbahn abgeseilt und dann über den schmalen Weg am Abhang entlang zum Gasthaus getragen werden müssen.
Nachdem wir die Aussicht genossen haben, mussten wir den gleichen Weg zur Ebenalp-Bergstation zurückwandern – eine weitere Wanderung von hier aus wäre sehr steil und alpin geworden (hierfür sollte man schwindelfrei und trittfest sein, sodass wir uns gegen diesen Weg entschieden haben).
Wieder unten angekommen, sollte der große Teil der Wanderung allerdings noch kommen:
Es begann der gut einstündige Aufstieg zum Seealpsee. Ein extrem steiler Wanderweg zieht sich die 350 Höhenmeter den Berg hinauf, bei 30 Grad in der Sonne kein leichtes Unterfangen (und leider auch kein Schatten).
Oben angekommen, erwartet einem ein traumhaft in der Alp gelegener Bergsee mit dem bekannten Berg Säntis im Hintergrund. Bei der Seeumrundung haben wir im Talende eine kleine Alpkäserei gefunden, wo es frischen hausgemachten Käse, Rahmjoghurt aus eigener Herstellung, Milchshakes aus eigener Rahmmilch und Kräutertee zur Erfrischung und Stärkung gab. Insbesondere bei den Milchprodukten merkte man die frische Zubereitung, es waren z.T. noch Rahmklümpchen in der Milch – aber frischer und leckerer geht es nicht.
Für den Rückweg der 350 Meter bergab haben wir uns dann für den Waldweg auf der anderen Talseite entschieden. Allerdings ging dieser erstmal noch rund 150 Meter hoch bevor es 500 Meter abwärtsging. Gelohnt hat sich dieser Weg über die tolle Wiesenalp allemal, es war das Heidi-Land in Perfektion: weite Wiesen, lichte Wälder, Felsenblöcke, die steile Hochalpen im Hintergrund, Berghütten, Kühe und Ziegen weiden frei, die Wildwiese wird noch mit der Sense gemäht…
Nach rund 12,5 km und 650 Höhenmeter in beide Richtungen kamen wir erschöpft wieder bei unserem Wohnmobil an. Da wir keine Lust mehr zum Kochen hatten, haben wir uns entschieden, schon ein über die Grenze nach Deutschland zu fahren, lecker essen zu gehen und den Samstag im Allgäu zu verbringen.