15.12.2022 – Tag 107 Glacier Country
Heute stand ein ganz besonderes Abenteuer im Fokus: es sollte mit dem Helikopter in die Gletscherwelt Neuseelands rund um den Mount Cook gehen. Insgesamt gibt es in der Region mehr als 2.900 größere und kleinere Gletscher, aber 3 davon sind die Bekanntesten und Größten: Franz-Josef-Glacier, Fox-Glacier und Tasman-Glacier. Der Letztere ist der längste Gletscher Neuseelands mit einer Ausdehnung von rund 25 Kilometern. Hier hat sich eine besondere Gletscherwelt in den Bergen aufgetan, da sich hier das Klima deutlich vom restlichen Neuseeland unterscheidet. An der Westküste treffen zwei tektonische Platten aufeinander und schieben sich langsam übereinander. Dadurch ist ein Gebirgszug von über 3.000 Metern Höhe entstanden – mit dem Mount Cook mit über 3.700 Metern als höchstem Berg. An der Westseite des Gebirges liegt direkt die Tasmanische See und die Wolken mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit bleiben am Gebirgsmassiv hängen, so dass es rund 10 mal so viel regnet wie an der Ostküste. Unter diesen Voraussetzungen hat sich vor rund 150.000 Jahren eine Gletscherwelt gebildet, die weltweit ihresgleichen sucht – selbst der Mount Cook war seinerzeit unter der Eisdecke nicht zu sehen und die Gletscher mündeten im Meer.
Sowohl der Fox Gletscher mit 13 Kilometern Länge als auch der Franz-Josef Gletscher mit 10 Kilometern Länge reichen weit ins Tal hinab, die Gletscherzungen enden in einer Höhe von nur rund 300 Metern über dem Meeresspiegel. Damit gehören sie zu den 3 einzigen Gletschern weltweit, die bis in den Regenwald ins tiefe Tal hinabreichen (ein weiterer Gletscher dieser Art befindet sich in Patagonien). Erstaunlicherweise sind die beiden Gletscher bis 2009 sogar über 100 Jahre lang wieder gewachsen bis auch dann vor gut 10 Jahren auch die Gletscher hier wieder angefangen haben sich zurückzuziehen. In den nächsten 100 Jahren wird mit einem Längenverlust von rund 3 Kilometern gerechnet.
Am besten kann man die Gletscherwelt und den Mount Cook aus der Luft bewundern. Hierfür sind wir bereits am frühen Morgen aufgebrochen, um an einer Helikopter-Tour teilzunehmen. Im kleinen Alpenörtchen Franz Josef erwartete uns Glacier Country Helicopters. Da es bereits recht zugezogen war, sollte es schnellstmöglich losgehen, die Wetteraussichten für den Rest des Tages sahen nicht gut aus.
Vom Landeplatz aus ging es erstmal im großen Bogen entlang der Küste. Aus der Luft sah man sehr deutlich, welchen Weg die Gletscher früher bis ins Meer genommen haben. Zurückgeblieben sind breite Moränen und Geröllflüsse.
Danach sind wir als erstes über den Fox-Gletscher hinweggeflogen. Trotz des wolkigen Wetters konnte man sehr gut die Strukturen des Eises erkennen und die Blaufärbung durchschimmern sehen. Absolut erstaunlich, welch zerklüftete Oberfläche ein Gletscher hat.
Danach drehte der Pilot nach oben weg, um die Berggipfel in rund 3.500 Metern Höhe zu überfliegen. Es tat sich ein Panorama mit schneebedeckten Bergen auf – leider konnten wir wettertechnisch bedingt nicht bis zum Mount Cook gucken. Trotzdem ein tolles Panorama.
Die Flugroute sollte uns nun in Richtung Franz-Josef Gletscher führen. Hier flogen wir von der Gletscherzunge aus hoch in die Bergwelt und konnten den gesamten Gletscherverlauf von oben sehen.
Nun stand ein Highlight der besonderen Art auf dem Programm: das so genanntes Snow-Landing. In rund 3.000 Metern Höhe in einem flachen Hochtal ist unser Helikopter runtergegangen und im Schnee gelandet. Hier hatten wir die Gelegenheit auszusteigen und ein paar Minuten im Schnee zu spielen, laufen und Fotos zu machen. Es ist schon beeindruckend, wie weiß der absolut unberührte Schnee ist, hier oben kommen ansonsten keine anderen Fahrzeuge oder Menschen hin. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie einzigartig die Kulisse erst im Sonnenschein erstrahlen mag. Aber auch so haben wir die Erfahrung in vollen Zügen genossen.
Von hier aus ging es dann wieder in Richtung Küste und runter über die Regenwälder hinweg zum Heliport in Franz Josef. Eine für uns neue Erfahrung und ein einzigartiges Abenteuer geht leider viel zu schnell zu Ende – es war aber absolut jeden Cent wert.
Eigentlich wollten wir nun noch weiter die Gletscherzungen vom Bergfuß aus erwandern, aber leider fing es an in Strömen zu regnen, so dass an eine Wanderung nicht mehr zu denken war. Wir haben sogar richtig Glück gehabt, nach uns wurden alle weiteren Flüge für den Rest des Tages wettertechnisch abgesagt. Und die Aussichten sind für die nächsten Tage in dieser Region nicht besser.
Daher haben wir uns vorzeitig auf unseren weiteren Weg in Richtung Norden nach Hokitika gemacht. Der Ort liegt rund 150 Kilometer von Franz Josef entfernt. Man fährt auf einer kurven- und serpentinenreichen Straße raus aus der Gletscherwelt in die am Tasmanischen Meer gelegene Tiefebene – und in der Tat wurde es wieder heller und trockener. Für die nur 150 Kilometer haben wir auf Grund der Bergstraßen allerdings fast 3 Stunden benötigt.
In Hokitika hat uns dann noch eine Abendbeschäftigung der besonderen Art nach Einbruch der Dunkelheit erwartet: es gibt hier im Wald einen Glühwürmchenweg, dem s.g. Glow Worm Dell. Die hiesigen Glühwürmchen haben aber nichts gemeinsam mit den Glühwürmchen, die wir in Europa kennen. Es handelt sich hier vielmehr um Larven einer ganz bestimmten Fliegenart. In einer Entwicklungsphase sondern die Nieren ein Sekret ab, welches die Tierchen im Dunkeln weiß-blau leuchten lässt.
Dies war in der Dunkelheit nochmal besonders schön anzusehen und hat den Tag entspannt ausklingen lassen.