Heute sollte es wieder zurück an die Nordseeküste gehen. Vorher mussten wir aber den Ferresund überqueren – da wir direkt an der Fähre übernachtet haben, war die kurze Überfahrt von nur wenigen Minuten für uns ein Katzensprung.
Von hier aus ging es an dann wenige Kilometer weiter nach Vigso im Nationalpark Thy in Nordjütland. Vigso ist eigentlich ein verschlafenes Nest mit nur wenigen Einwohnern. Er liegt direkt am flachabfallenden Sandstrand der Vigso-Bucht. Nur eine einzige Straße führt von der Hauptstraße ab in Richtung Vigso und Strand. Bekannt ist der Ort allerdings aus zweierlei Gründen: zum einen wurde hier 1971 der Film „Die Olsenbande fährt nach Jütland“ gedreht, aber zum anderen aus einem anderen geschichtsträchtigen Grund: dem Atlantikwall.
Der Atlantikwall geht auf die deutsche Geschichte des Zweiten Weltkrieges zurück. Der s.g. Atlantikwall war eine rund 5.000 Kilometer lange Verteidigungslinie entlang des Atlantiks, Ärmelkanals und der Nordsee. Geplant und teilweise erbaut wurde der Atlantikwall von 1942 bis 1944 von den deutschen Besatzern in Frankreich, Belgien, Niederlande, Dänemark, Norwegen sowie den britischen Kanalinseln. Insgesamt wurden mehr als 8.000 Bunker gebaut und an der Küstenlinie aufgestellt, um eine Invasion der Alliierten entlang des Westküste zu verhindern.
In Vigso war ein Stützpunkt des deutschen Bataillons und umfasste 144 Soldaten. Entlang der Küste von Vigso wurden 46 Bunker gebaut, wovon insgesamt 24 Bunker mehr als 2 Meter dicke Wände und Decken aus Beton hatten.
Dadurch das seit dem Zweiten Weltkrieg das Meer rund 140 Meter der Küste durch Erosionen genommen hat, befinden sich zwei Drittel der Bunker heutzutage im Wasser oder noch am Strand. Heute gelten die Bunker in Vigso zu den besterhaltenden Bunkern des Atlantikwalls und liegen hier als Mahnmal am Strand und sind zu einer Touristenattraktion geworden – einige der Bunker sind künstlerisch mit Graffiti besprüht.
Insgesamt ein sehenswerter Ort, der allerdings auch eine beklemmende und surreale Stimmung mit sich bringt.
Von hier aus ging es dann weiter gen Norden nach Lokken. Lokken hat gut 1.600 Einwohner und liegt in der Jammerbucht nur rund 40 Kilometer südlich von Hirtshals (einem bedeutenden Überseehafen für die Fähren nach Norwegen). Bedingt durch die langen Sandstrände ist Lokken einer der bedeutendsten Badeort an der Nordseeküste Nordjütlands. Der flach abfallende Sandstrand zieht sich hier schier endlos unterhalb der Steilküste entlang.
Wie auch an vielen weiteren Stellen im Norden Dänemarks, findet man auch hier am nördlichen Strand des Ortes weitere Bunker des Atlantikwalls. Auch hier sind diese häufig durch Graffiti in Szene gesetzt und stellen ein beliebtes Fotomotiv dar.
Im Zentrum des Ortes Lokken findet man die malerische Fußgängerzone mit zahlreichen Geschäften, Cafés und Restaurants. Im Sommer wird es hier oft recht voll und es gibt hier ein quirliges Straßenleben. Durch die Lage Norddänemarks an direkt zwei Meeren weht hier meistens ein recht starker Wind und dadurch ist das Wetter oftmals schöner als man es für Skandinavien erwartet. Dies führt dann zu einem regen Leben auf den Straßen und am Strand.
Direkt oberhalb der Steilküste konnten wir von unserem Stellplatz aus hervorragend die untergehende Sonne beobachten.