11.01.2023 – Tag 134 Leben am Tonle Sap See
Heute sollte wohl einer der besonderen Tage unserer Weltreise werden, den wir nicht so schnell vergessen werden – auch wenn es keine schönen Eindrücke sind. Aber fangen wir ganz von vorne an:
Zuerst ging es für uns in Richtung Osten von Siem Reap zum Beng Melea Tempel, dem Tempel des Lotusblütenteichs. Der Tempel liegt östlich von Angkor Wat an der alten Königsstraße nach Preah Khan Kompong Svay. Der Tempel wurde als hinduistischer Tempel erbaut, Schnitzereien zeigen allerdings auch buddhistische Elemente. Der aus Sandstein gebaute Tempel wurde nie restauriert, so dass Bäume und Buschwerk inmitten seiner Gemäuer wächst. Viele Steine des Tempels liegen nur als Haufen im Wald rum. Die Geschichte des Tempels ist unbekannt, nur anhand seines Baustils kann er architektonisch in die Zeit von Angkor Wat datiert werden. Die Anlage besticht im Wesentlichen durch ihre besondere Atmosphäre mitten im Wald.
Danach sollte es zu unserem eigentlichen Ziel des Tages gehen: an den Tonle Sap See und zu den schwimmenden Dörfern von Kampong Phluk. Der Tonle Sap See ist der größte See in Kambodscha mit seinen gigantischen Ausmaßen von rund 100×200 Kilometern in der Trockenzeit. In der Regenzeit steigt der Wasserpegel und überschwemmt weite Gebiete des umliegenden Tieflandes und somit verdreifacht sich die Größe des Sees in dieser Zeit.
Um zum See und den Dörfern zu kommen, muss man von Siem Reap aus in südlicher Richtung die geteerten Straßen verlassen. Geteerte Straßen sind in Kambodscha auch schon in sehr desolatem Zustand mit vielen Schlaglöchern und Unebenheiten. Nach Verlassen der Hauptstraße fährt man noch rund 1 Stunde über Lehmpisten durch die abgelegensten Ortschaften der Bauern und über einen schlammigen Damm entlang am Fluss. Hier kann man bereits die ersten Fischer bei ihrer Arbeit beobachten und bekommt erste Eindrücke über das arme Leben in dieser Region.
Kampong Phlok ist ein auf Stelzen gebautes Dorf am Ufer des Tonle Sap Sees. Die Stelzen sind rund 6 bis 9 Meter hoch, um dem unterschiedlichen Wasserstand zwischen Trocken- und Regenzeit Rechnung zu tragen. Es wohnen hier rund 900 Familien (3.800 Menschen) in den ärmsten Verhältnissen: die meisten leben vom Fischfang oder in der Trockenzeit von der Landwirtschaft (Reisanbau). Seit rund 10 Jahren hat man entdeckt, dass auch interessierte Touristen eine wirtschaftliche Geldeinnahmequelle sind und bringt diese seitdem mit kleinen alten Holzbooten zum Dorf und See.
Während man durch das Dorf Kampong Phlok fährt, sieht man links und rechts des Weges viele fast zerfallene Holzboote am Ufer liegen. Man kann es gar nicht verstehen, dass diese Boote noch benutzbar sind. Oben auf den Pfählen sind dann die einfachsten Hütten der Fischersfamilien zu sehen, die oftmals kaum Schutz vor Regen bieten. Man muss sich immer wieder bewusstmachen, dass Kambodscha eins der ärmsten Länder der Erde ist und die Region Tonle Sap See innerhalb Kambodschas nochmal zum Armenviertel gehört. Das Gesehene lässt sich schwer in Worte fassen.
Kurz vor der Mündung des Flusses in den See sind wir dann in ein Paddelboot umgestiegen. Hier paddeln meist ältere Frauen Touristen in flachen Paddelboote für 30-40 Minuten durch die Mangroven-Sümpfe um ein wenig Geld für die Familien zu verdienen. Man hat fast ein schlechtes Gewissen, die teils schwachen Frauen so hart arbeiten zu lassen.
Danach ging es weiter an die Mündung des Tonle Sap Sees und anschließend wieder auf gleichem Weg zurück zum Bootsanleger quer durch die schwimmenden Dörfer.
Auf dem Rückweg haben wir noch kurz in einem größeren Dorf auf dem Lande Halt gemacht. Auch hier kann man sich einen Überblick über die einfachsten Lebensverhältnisse der Menschen hier verschaffen. Es ist erschreckend, unter welchen Lebensbedingungen die Menschen hier leben müssen inmitten von Schlamm, Müllbergen, schlechten hygienischen Verhältnissen etc. Vielleicht zeigen ein paar Bilder von diesem Landleben mehr als Text:
Insgesamt müssen wir sagen, dass man schockiert ist solch eine Armut sehen zu müssen. Man weiß zwar aus diversen Reportagen und Nachrichtensendungen im Fernsehen, was einem in solchen Regionen erwartet, allerdings ist es etwas völlig anderes, wenn man sich selber vor Ort ein Bild davon machen kann. Einem wird wieder bewusst, wie glücklich wir sein dürfen in einer wohlhabenden Welt leben zu dürfen. Es ist sehr traurig und bedrückend, wenn man dies alles sieht und man weiß, dass man danach wieder zurück in sein komfortables Hotel fährt. Größer könnten die Gegensätze nicht sein. Trotzdem möchten wir die heutigen Erlebnisse nicht missen und es war bei aller Traurigkeit ein ereignis- und lehrreicher Tag, von dem man viele Gedanken und Erinnerungen mitnehmen wird. Für uns einer dieser besonderen Tage einer Reise von denen man noch lange sprechen wird.