09.01.2023 – Tag 132 Angkor Wat + Angkor Thom
Heute war früh aufstehen angesagt: um 4.30 Uhr ging es bereits mit dem TukTuk zu den Tempeln von Angkor Wat. Die Tempelanlage ist berühmt für ihren Sonnenaufgang mit den schönsten Rottönen und der Spiegelung der Tempel in den davorliegenden Seen. Leider gab es heute keinen Sonnenaufgang und das Farbenspiel ist ausgeblieben, aber die tolle Spiegelung im Wasser konnten wir trotzdem sehen. Es ist sehr beeindruckend, wenn man so vor der größten Tempelanlage der Welt steht.
Angkor Wat liegt im Zentrum des heutigen Kambodschas und lag auch bei seinem Bau im 12. Jahrhundert im Zentrum des damaligen Khmer Reiches. Der Bau dauerte nur 37 Jahre, allerdings kamen insgesamt 80.000 Sklaven zum Einsatz um die Steine aus den entfernt gelegenen Bergen nach Angkor zu transportieren und den Bau in dieser extrem kurzen Zeit zu realisieren. Es liegt auf einem Areal von 162 Hektar und ist damit das größte religiöse Monument der Welt. Es wurde ursprünglich als hinduistischer Tempel erbaut und wurde seit Ende des 12. Jahrhunderts nach und nach in einen buddhistischen Tempel umgewandelt. Sehr häufig sieht man in den ganzen Fresken die Vermischung der Mythologie, des Hinduismus und des Buddhismus. Angkor steht für Stadt und Wat für Pagode, d.h. übersetzt heißt der Tempel Stadttempel. Er wurde in der damaligen Hauptstadt auf Geheiß des Königs Suryavarman II. als Staatstempel des Khmer-Reiches erbaut. Angkor Wat und Angkor Thom waren lange Zeit in Vergessenheit geraten und mittlerweile komplett vom Wald verschlungen. Während der französischen Kolonialzeit von 1884 bis 1953 wurden die Überreste wiedergefunden und größtenteils vom Wald freigelegt. Nachdem unter dem Regime der Roten Khmer wieder viel zerstört wurde, hat man in den letzten 20 Jahren begonnen, die Ruinen mit Hilfe und Spenden anderer Länder zu restaurieren.
Angkor Wat ist bekannt für seine 5 großen Türme die sich in der Mitte der Anlage erheben sowie die vielen extrem gut erhaltenen Fresken und Flachreliefs an den Wänden.
Das Zentrum des Tempels liegt 37 Stufen höher als der Rest des Tempels. Das Zentrum stellt den Himmel dar und dem Glauben nach gibt es 37 verschiedene Himmel, so dass man über 37 Stufen durch alle Himmel hindurch zum höchsten und heiligen Ort steigt.
Immer wieder hat man faszinierende Blicke auf die außergewöhnliche Architektur sowie von oben über die Weitläufigkeit der gesamten Anlage.
Kleidungstechnisch sollte man immer Rücksicht auf den Glauben und die Kultur der Khmer nehmen, d.h. Arme und Beine bedeckt. Auf dem lokalen Markt haben wir uns gestern extra noch so genannte weite Tempelhosen gekauft, diese sind zum Glück bei den hohen Temperaturen dank ihrem weiten Schnitt noch recht luftig und gut zu tragen.
Von Angkor Wat aus ging es in wenigen Minuten mit dem TukTuk zur ehemaligen Stadt Angkor Thom. Angkor Thom ist 12 Quadratkilometer groß und hat eine Nord-Süd bzw. Ost-West-Ausdehnung von gut 3 Kilometern. Angkor Thom wurde Anfang des 13. Jahrhunderts als neue Hauptstadt des Khmer Reiches errichtet und zu ihrer Blütezeit lebten auf dieser kleinen Fläche mehr als 1 Million Menschen – die damals größte Stadt der Welt. Gelebt haben die Menschen hauptsächlich von der Landwirtschaft. Durch die immer feuchten Gebiete rund um die Stadt war es den Bauern möglich, 4 mal pro Jahr Reis zu ernten, dem Grundnahrungsmittel der lokalen Bevölkerung.
Betreten haben wir die Stadt Angkor Thom über die Südbrücke, welche den 100 Meter breiten Wasserwall rund um die Stadtmauer überspannt. Gesäumt wird die Brücke auf der linken Seite von den bösen Dämonen und auf der rechten Seite von den guten Kriegern.
Innerhalb der Stadt kann man heute noch bedeutende Tempel besichtigen:
Als erstes waren wir am Bayon Tempel mit seinen 54 Türmen mit den jeweils 4 Buddhagesichtern, die in die jeweiligen 4 Himmelsrichtungen schauen. Auch hier gibt es wieder sehr viele Fresken und Reliefs an den Fassaden zu bewundern.
Von hier aus ging es weiter ins Zentrum der Stadt zum Baphoun Tempel, der einem riesigen Tempelberg in Pyramidenform nachempfunden ist. Er bildet den Mittelpunkt der Stadt. Über extrem steile Treppen gelangt man hier weit nach oben, dem Himmel ganz nahe. Lediglich die letzte Etage ist derzeit nicht erreichbar. Man sollte aber schon ein wenig trittsicher und absolut schwindelfrei sein. Auf den drei Ebenen kann man jeweils den Tempel komplett umrunden, gesäumt von Galerien. Von oben tut sich einem wieder ein Rundumblick über die gesamte Stadt auf.
Ganz in der Nähe erkennt man noch die Grundmauern des ehemaligen Königspalastes mit seinen 4 Swimming Pools. Erkennbarer ist dann die direkt vor dem Hauptportal gelegene Elefantenterrasse. Dies war die Loge des Königs mit dem besten Blick über ein Arena-Gelände, in welchem Kämpfe, Vorführungen etc. stattgefunden haben. Geritten und gekämpft wurde hier bekannter Weise auf Elefanten. Dementsprechend scheint die Loge/Terrasse auf in den Stein gehauenen Elefanten zu stehen.
Am Ende der Elefantenterrasse schließt sich die Terrasse des Leprakönigs an. Hierbei handelt es sich um eine Gedenkstätte an König Yasovarman I., der die erste Stadt in Angkor um 900 erbauen ließ. Er erkrankte und starb letztendlich an Lepra und gilt daher als Leprakönig. Wer die Gedenkterrasse erbauen ließ ist nicht völlig klar, allerdings gelten die extrem gut erhaltenen Reliefs zu den schönsten Khmer Kunstwerken.
Nun ging es weiter mit dem TukTuk in einen etwas ruhigeren Teil der kurzen Tempelroute rund um Angor Wat. Hierhin verirren sich nicht mehr alle Touristen, obwohl noch zwei schöne Tempel auf uns warteten:
Der Ta Keo Tempel liegt mitten im Wald und wurde nach seiner Entdeckung nie von Bäumen, Wald und Wurzeln befreit. Dementsprechend zerfällt das Bauwerk immer mehr – man sieht sehr deutlich in welch kurzer Zeit sich die Natur alles zurückerobert. Man muss hier gut aufpassen, wenn man über das Gelände klettert. Der Tempel war aber eine schöne Abwechslung, da man hier fast alleine unterwegs ist.
Der letzte Stopp des ersten Tempeltages war der Ta Prohm Tempel. Dieser liegt unweit der alten Stadt Angkor Thom und ist auch ein „vergessener“ Tempel, der nicht vom Wald befreit wurde. Bekannt ist dieser Tempel für seine massiven Wurzeln, die sich ihren Weg durch und um das Gemäuer gebahnt haben. Heute kann man den Tempel nicht mehr von der Natur befreien, da dann das Gemäuer in sich zusammenbrechen würde. Bereits jetzt sind große Teile des Tempels mit Baustützen und Gestänge abgestützt, damit diese nicht komplett einstürzen.
Bekannt geworden ist der Tempel weltweit 2002 in dem Film Tomb Raider mit Lara Croft. Der Tempel diente als Kulisse des Filmes und Basis für die entsprechenden Computerspiele. Erst nach der Ausstrahlung des Filmes wurde dieser Tempel für die zahlreichen Touristen bekannt und förmlich überlaufen.
Damit gingen 8,5 Stunden Tempel in den Anlagen von Angkor Wat und Angkor Thom zu Ende. Sehr viel Input, geschichtliche und religiöse Informationen, die man erstmal verarbeiten und geistig sortieren muss.
Ergänzend sollte man sagen, dass derzeit rund 2.000-3.000 Touristen täglich Siem Reap und damit Angkor Wat besuchen. In Hochzeiten vor der Covid19-Pandemie kamen täglich über 20.000 Menschen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Man muss vorher einen Eintrittspass mit Lichtbild in Siem Reap kaufen, der einem Zutritt zu wirklich allen Tempelanlagen um Umkreis von 60 Kilometern bietet. Optimalerweise kauft man daher einen 3-Tage-Pass, d.h. man kann an drei unterschiedlichen Tagen innerhalb einer Woche die Tempel besichtigen. Den Eintritt für die gesamte Stätte mit nur 62,-USD pro Person fanden wir ausgesprochen preiswert und absolut gerechtfertigt. Es ist schon ein besonderes Gefühl, wenn man sich überlegt wo man gerade ist und vor allen Dingen, wenn sich mit Einbruch der Dämmerung am frühen Morgen die Tempelanlage vor dem sich erhellenden Himmel abhebt.
Nach einer kleinen Pause in unserem stadtnahen Hotel, wollten wir noch ein wenig die Stadt erkunden und auch dort zu Abend essen. Wir finden es optimal, dass wir nur maximal 10 Minuten zu Fuß vom Zentrum mit dem Old Market, der Pub Street mit ihrem Nightlife und einem Nightmarket entfernt wohnen – so haben wir einen ruhigen Rückzugsort und sind aber sehr schnell im Geschehen.
Als erstes sind wir noch zum Tempel Wat Preah Prom Rath gelaufen, um diesen mit all seinen vergoldeten Stupas, Pagoden und Gebäuden noch im Sonnenlicht zu sehen. Es ist eine wunderschöne buddhistische Tempelanlage, die noch aktiv von Mönchen genutzt wird.
Nach einem Rundgang über das gesamte Gelände hatten wir sogar noch Glück, dass um 17 Uhr das tägliche Gebet im Haupttempel beginnt. Die Mönche waren so gastfreundlich, dass wir in den Tempel hindurften, bei der Feier zusehen und zuhören durften und sogar Bilder machen durften.
Ein Mönch hat es sich auch nicht nehmen lassen, uns zu segnen mit viel Kraft und Gesundheit für unser Leben und zum Abschluss haben wir noch das traditionelle rote Armband umgebunden bekommen, welches verschleißen muss – abnehmen des Bandes bringt Unglück.
Danach sind wir dann in den touristischen Teil rund um die Pub Street gegangen. Hier findet man viele Geschäfte und noch mehr Restaurants und Kneipen, die lokale und internationale Küche anbieten. Natürlich sind hier auch die angesagtesten Clubs der Stadt und das Nachtleben beginnt mit Einbruch der Dunkelheit und geht bis weit in die Nacht hinein.
Wir sind in einem Restaurant mit typische Khmer-Küche gelandet – unser Essen war recht artverwand mit der Thaiküche, hatte aber seinen eigenen, sehr leckeren Geschmack. Und gesessen haben wir sehr chillig direkt draußen in Lounge-Möbeln.
Zum Abschluss eines langen und ereignisreichen Tages haben wir uns noch ein wenig durch die Straßen mit ihren Garküchen entlang des Flusses treiben lassen. Die Brücken sind hier noch von Weihnachten und dem internationalen Neujahr bunt beleuchtet und geschmückt. Das Neujahrsfest der Khmer wird traditionell im April gefeiert und ist das größte Fest des Landes.