08.12.2022 – Tag 100 Lake Pukaki / Mount Cook
100 Tage sind wir jetzt schon unterwegs und aktuell in unserem 8. Land während der Weltreise. Unfassbar, wenn man zurückdenkt, wo man schon alles war und was man schon alles erlebt hat.
Heute, an unserem zweiten Tag in Neuseeland sollte uns der Weg weiter führen in die neuseeländischen Alpen in Richtung Mount Cook. Der Mount Cook bzw. der Aoraki wie die Maori sagen ist mit 3.724 Metern der höchste Berg in Neuseeland. Rund um den Mount Cook herum schließt sich das größte Gletschergebiet der südlichen Hemisphäre an, mit den bekannten Gletschern Fox Glacier, Franz-Josef-Glacier, Tasman-Glacier, Mueller-Glacier und weiteren.
Durch die massive Gletscherschmelze von 400 – 800 Metern pro Jahr ziehen sich die Gletscher immer weiter zurück und hinterlassen Geröllwüsten und Bergseen. Um zum Mount Cook zu gelangen, muss man erst komplett den größten See im Mackenzie-Becken entlangfahren – am Lake Pukaki. Durch das bedeckte Wetter bedingt, kann man die türkise Farbe des Sees mehr oder weniger nur erahnen. Trotzdem lohnt es sich immer wieder an den Aussichtspunkten entlang der Strecke anzuhalten.
Im Mount Cook-Gebiet stand heute der Lake Tasman und Tasman Glacier auf dem Programm. Um dorthin zu gelangen, muss man von der Hauptstraße abbiegen und rund 8 Kilometer auf einer schmalen Straße ins Tal hineinfahren. Typisch für Neuseeland findet man auch hier mehrere einspurige Brücken, hier muss man immer aufpassen, dass kein Gegenverkehr auf der Brücke ist.
Vom Parkplatz am Lake Tasman aus kann man über verschiedenste Routen zu unterschiedlichen Aussichtspunkten gelangen. Jeder einzelne Aussichtspunkt ist recht schnell in maximal 30 Minuten zu erreichen. Man sollte allerdings bedenken, dass man die Wege immer fast komplett zurückgehen muss um einen weiteren Weg zu laufen. Daher benötigt man doch einiges an Zeit um alle 4 Routen zu wandern (es sind grundsätzlich alles Sackgassen mit dem gleichen Rückweg).
Unsere erste Wanderung führte uns zu den Blue Lakes. Dies sind mehrere kleine Seen in der Nähe des Tasman Lakes. Ihren Namen haben sie dadurch erhalten, dass sie regelmäßig vom Gletscherwasser gespeist wurden. Dadurch, dass auch der Tasman Gletscher sich immer weiter zurückzieht, erreicht das Gletscherwasser die Seen nicht mehr. Dadurch das sie somit nur noch von Regenwasser gefüllt werden und zu stehenden Gewässern geworden sind, kann sich die Algenblüte ausbreiten und daher sind die Blue Lakes heutzutage eigentlich eher grün.
Danach haben wir uns für die wohl anstrengendste Wanderung entschieden: zum Lake Tasman mit Blick auf den Tasman Gletscher. Der Weg wird mit nur 20 Minuten Laufzeit pro Strecke angegeben, er führt jedoch über unzählige steile Stufen über 100 Höhenmeter steil bergan. Dies ist konditionell für viele bereits eine Herausforderung, aber man sollte auch wandertechnisch für die hohen Stufen ohne Geländer einigermaßen versiert sein. Da Claudia die Stufen immer mit dem gleichen Bein zuerst laufen muss, ist dies für die Gelenke extrem belastend – man sollte sich dessen vorher bewusst sein. Der Ausblick am Ende entschädigt einem aber: im türkisfarbenen Lake Tasman schwimmen sogar noch die letzten kleinen Eisberge die sich von der Gletscherzunge am Ende des Sees abgetrennt haben.
Leider ist die Gletscherzunge mittlerweile sehr weit weg und die Oberschicht von Schmutzpartikeln vollständig schwarz. An der Abbruchkante kann man aber auch aus der Ferne gut die unterschiedlichen, leuchtenden Blau-Töne des Gletschereises erkennen.
Eigentlich erhebt sich hinter dem Lake Tasman direkt der Mount Cook, welcher aber heute komplett in den Wolken hing, so dass man den Gipfel nicht erkennen konnte.
Die nächsten beiden Wege führten uns noch zum Bootsanleger am See und zur Mündung des abfließenden Tasman Rivers. Die beiden Wege lohnen sich aber unserer Meinung nach nicht so sehr – werden aber auch von den wenigsten Besuchern erwandert.
Am Ende des Tals, zu Füßen des Mount Cook Massivs und in unmittelbarer Nähe mehrerer Gletscherseen liegt unser heutiger Stellplatz. Mitten im Nationalpark ist es s.g. „Self-Contained“ Campern erlaubt, hier über Nacht stehen zu bleiben. Self-contained bedeutet, dass man versorgungstechnisch (Toilette, Wasser, Abwasser) für mindestens 2 Tage völlig autark leben kann. Dementsprechend ist auch die Infrastruktur auf diesen Campgrounds nicht vorhanden – hier gibt es immerhin noch eine öffentliche Toilette.
Vom Stellplatz aus haben wir dann noch eine Abendwanderung über 3,5 Kilometer zum Kea Lookout gemacht. Es geht immer leicht bergauf (aber gut zu wandern) in Richtung Lake Mueller, welcher vom gleichnamigen Gletscher gespeist wird. Bereits auf dem Weg zum See haben wir mehrfach das Donnern gehört, als der Gletscher gekalbt hat und weitere Eisberge zu Wasser gefallen sind. Leider kann man die Gletscherabbruchkante vom Lookout nicht sehen, da auch dieser Gletscher sich schon soweit zurückgezogen hat, dass er hinter einem Berghang verschwunden ist.
An diesem Ort wollen wir zwei Nächte bleiben, da für morgen die Wanderung des Hooker-Valley-Trails auf dem Programm steht.