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  >  Ozeanien   >  Australien   >  06.11.2022 – Tag 67 Kangoroo Island „der Süden“

Heute hieß es wieder früh aufstehen, ein ausführliches Programm wartete auf uns.
Der erste Tag sollte uns über den südlichen Teil der Insel quer rüber ans Westende bringen. Von Penneshaw aus sind wir erstmal rund eine Stunde südwestlich gefahren bis wir unser erstes Tagesziel erreicht hatten.

Seal Bay an der Südküste beheimatet die drittgrößte Kolonie an australischen Seelöwen. Die Population beträgt um die 800 Tiere. Seelöwen können bis zu 200 kg schwer werden und erreichen ein Alter von rund 20 Jahren. Sie bleiben ein Leben lang in der Kolonie, wo sie geboren wurden. Zur Nahrungsaufnahme schwimmen sie allerdings für bis zu 3 Tagen aufs offene Meer hinaus bei einem Radius von bis zu 75 Kilometern. Danach sind sie gestärkt und kommen für die nächsten 3-5 Tage zurück an Land.

 

 

Von einem Aussichtspunkt oberhalb der Bucht hat man einen guten Gesamtüberblick über die 5 Kilometer lange Bucht, die die Seelöwen ihre Heimat nennen. Erstaunt waren wir darüber, dass man überall „Wege“ in den Dünen und Berghängen erkennen konnte. Wir haben von unserer Rangerin gelernt, dass Seelöwen gerne den Strand verlassen und geschützte Plätze suchen, wenn das Wetter kälter wird. Daher rühren die Pfade im Hang, es wurden sogar schon Seelöwen auf dem Parkplatz gesehen. Sie sind außerordentlich flink in ihren Bewegungen an Land. Bei dem schönen Wetter heute sahen wir aber bereits von oben, dass sich die Tiere am Strand und an der Wasserkante tummelten.

Auf den Strand kommt man nur mit einer Tour, die von einem örtlichen Ranger begleitet wird. Dies ist auch wichtig so, damit die Tiere ungestört bleiben. Der Ranger sorgt dafür, dass die nötige Ruhe und der Sicherheitsabstand zu den Seelöwen eingehalten wird. Wir waren zu Gast im Revier der Tiere und nur zur Beobachtung dort. Wir finden es absolut richtig, dass dafür gesorgt wird, dass kein buntes Treiben am Strand stattfindet. Da zahlen wir gerne ein paar australische Dollar für die Ranger-Tour. In einer kleinen Gruppe von 8 Personen ging es dann für 45 Minuten runter an den Strand.

 

 

Wir konnten in Ruhe die Tiere beobachten und währenddessen wurde uns immer wieder mal etwas über das Leben der Seelöwen erklärt. Wir sahen auch sehr viele Jungtiere, dieses Jahr haben fast 80% des Nachwuchses überlebt, normalerweise sind es nur rund 30-40% – ein guter Jahrgang. Von schlafenden Seelöwen, quirligen Jungtieren bis hin zu sich rivalisierenden Männchen haben wir alles gesehen.

 

 

Auf dem Rückweg zum Auto haben wir dann noch ein weiteres Tier entdeckt: einen Goanna, eine waran-ähnliche Echse.

 

 

Von hier aus war es dann nur einen Katzensprung zu fahren bis in die „Little Sahara“. Hier türmen sich auf rund 2,5 km² die Sanddünen bis zu 70 Meter hoch auf. Es ist wirklich ein wüstenähnlicher Anblick.

 

 

Wir sind dann auch bis auf den höchsten Dünenkamm hinaufgeklettert. Wir fanden die Perspektive grandios und haben auch einige lustige Bilder machen können. Wer wollte konnte sich auch Sandboards ausleihen und damit die Dünen runterrutschen – aber unsere Zeit war hier doch eher knapp bemessen.

 

 

 

Nach diesem Fun-Stopp ging es dann weiter in Richtung Flinders Case National Park im äußersten Westen von Kangoroo Island. Unterwegs wurden wir dann aber noch von unserem zweiten Koala während unserer Australienreise überrascht: in einem Baum direkt am Straßenrand saß er gemütlich in seiner Astgabel.

 

 

Am Infopoint des Nationalparks wurden wir auch wieder direkt darauf aufmerksam gemacht, dass nur ein paar Meter neben den öffentlichen Toiletten es sich eine Koala-Mama mit ihrem Baby in einem Baum gemütlich gemacht hat. Wir waren restlos begeistert, da man ja weiß wie schwierig es überhaupt ist Koalas zu entdecken.

 

 

Von hier aus sind wir dann quer durch den Nationalpark gefahren bis zur südwestlichsten Spitze von Kangoroo Island. Hier steht das Cape du Couedic Lighthouse, ein wunderschöner Leuchtturm thront hier hoch oben auf den Felsen und warnt seit 1909 die Kapitäne vor der gefährlichen Steilküste.

 

 

 

Von hier aus ist es nur ein kurzer Weg bis hinunter an das finale Inselende. Hier wird einem wieder die Kraft des Wassers bewusst, wenn man sieht, wie die Brandung gegen die Felsen prallt und hoch aufspritzt. Völlig überrascht waren wir, auch hier wieder einige Seelöwen zu Gesicht zu bekommen.

Unterhalb der Steilküste hat sich die Brandung einen „Tunnel“ durch die Felsen der Steilküste gegraben, den s.g. Admirals Arch (Admiralsbogen). Auch hier kann man die Kraft des Wassers besonders gut beobachten, wenn man durch den Bogen hindurchschaut.

 

 

Es ging dann im Nationalpark noch weiter zu einem letzten Höhepunkt: den remarkable Rocks.
Oben von der Straße aus hat man bereits einen schönen Blick über den langgezogenen Sandstrand und die dahinterliegende Felsformation.

 

 

An den Felsen angekommen führt ein kurzer Fußweg zu der besonderen Felsformation. Oberhalb der Steilküste liegen auf einer Anhöhe mehrere von Wasser, Wind und Salz geformte und geschliffene Felsen. Es ist sehr schön anzusehen, welch skurrile Kunstformen dabei entstanden sind.

 

 

Man darf durch die Felsen durchlaufen bzw. sie umrunden und macht dabei natürlich das ein oder andere Bild.

 

 

An einer Schautafel wurde erklärt, dass die Felsen immer noch ihr Aussehen verändern, wenn auch langsam in einer kaum merklichen Geschwindigkeit. Es wurde jedoch ein Bild von vor rund 100 Jahren gezeigt, welches dort gemacht wurde. Den markanten Felsen gibt es natürlich heute noch, allerdings sieht man den Unterschied sehr deutlich – eine Felsennase ist deutlich kleiner und abgerundeter als auf den alten Bildern.

Nun ging es wieder zurück aus dem Nationalpark heraus. Wir haben noch immer wieder auf die Natur geachtet. Man muss wissen, dass im Januar 2020 im Westen von Kangoroo Island verheerende Buschbrände gewütet haben. Dabei wurde der Großteil vom Nationalpark als auch vom westlichen Teil der Insel komplett niedergebrannt. Noch heute sieht man die kargen Gerippe der völlig abgebrannten Bäume, von unten erholt sich die Natur aber wieder und es ist die ersten zwei Meter bereits wieder richtig grün. Es ist aber erschreckend, wenn man sieht was die Feuersbrunst angerichtet hat, noch heute sind ganze Landstriche öde und grau.

 

 

Das Traurige dabei ist vor allen Dingen, wenn man bedenkt, wie viele Tiere bei dem Feuer ums Leben gekommen sind, vor allen Dingen die Population an Koalas wurde hier stark dezimiert. Aber auch Kängurus und viele weitere Tierarten wurden Opfer der Flammen. Erst dieses Jahr wurde der Nationalpark nach Restauration der Straßen und Aussichtspunkte wieder für Touristen freigegeben.

Am Campground in der Nähe des Nationalparks angekommen, wollten wir den Tag noch in Ruhe ausklingen lassen und haben einen Abendspaziergang durch den Park gemacht.

Hier nahm dann ein bereits grandioser Tag einen krönenden Abschluss. Natürlich haben wir im Abendlicht wieder Kängurus gesichtet – völlig ungestört hüpften sie durch den Park und aßen sich an den saftigen Wiesen satt.

 

 

Aber noch gigantischer war, dass wir insgesamt noch 9 weitere Koalas gesichtet haben. Sie saßen entweder hoch oben in den Astgabeln, aber wir haben auch Koala-Mütter mit ihren Babys beim Fressen von Eukalyptus-Blättern beobachten können.

 

 

Außerdem trollte sich noch ein Koala am Boden herum – es ist erstaunlich wie flink diese Tiere sind und wie sie springen und laufen können. Diesen Koala haben wir dann noch beobachtet, wie er in einen Baum geklettert ist und sich in einer Astgabel niedergelassen hat.

 

 

Danach waren wir völlig geflasht von den Ereignissen des Tages. Kaum zu glauben, dass wir das unfassbare Glück hatten, heute 12 Koalas an nur einem einzigen Tag gesehen zu haben. Viele kommen von einer Reise zurück und haben oft gar keinen in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen. Völlig erschöpft fallen wir gleich ins Bett und sind gespannt, was der Nordteil von Kangoroo Island morgen für uns bereithält.