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  >  Amerika   >  Kuba   >  04.05.2024 – Trinidad Tag 2

Pünktlich um 9.00 Uhr wurden wir von unserem Guide an unserer Casa Particulares abgeholt. Da es im außerhalb der Stadt liegenden Zuckermühlental, dem Valle de los Ingenios, im Laufe des Tages immer sehr heiß wird, haben wir die Tour dorthin als erstes am frühen Morgen gemacht. Stilecht wurden wir von einem Fahrer mit seinem Dodge aus dem Jahre 1957 abgeholt. Der Oldtimer fiel fast auseinander, rostete überall vor sich hin, hatte weder Außenspiegel noch Sicherheitsgurte noch irgendwelche sonstigen Ausstattungen. Aber wie haben wir gelernt: in Kuba ist ein Oldtimer eben auch nur ein Auto. Aber so ist das Leben hier und wir fühlen uns genau damit wohl, dass Land so ursprünglich und authentisch erleben zu dürfen.

 

 

Rund 5 Kilometer außerhalb der Stadt haben wir zuerst an einem höher gelegenen Aussichtspunkt angehalten und von hier aus einen Blick über die Landschaft bis hin zu den Bergen Topes de Collantes genossen. Zuckerrohr wird hier schon länger nicht mehr in großem Stil angebaut, die letzte Zuckerrohrfabrik wurde 2016 geschlossen.

 

 

Danach führte uns die Fahrt weiter in da Zuckermühlental hinein bis in das bekannteste „Zuckerdorf“ Manaca Iznaga. Hier steht noch auf dem ursprünglichen Grund der Zuckerfabrik ein kleines Dorf, hier lebten früher die Sklaven, welche auf den Farmen und in den Fabriken arbeiten mussten. Heutzutage ist dies ein recht touristischer Ort, da man hier noch die letzte und besterhaltene „Fabrik“ sehen kann.

 

Zuerst bekamen wir an einem kleinen Bauernstand einen frisch gepressten Zuckerrohrsaft zum Probieren gereicht – wie sollte es anders sein, mit einer gehörigen Portion Rum. Aber so schmeckte uns der Zuckerrohrsaft besser als wie wir es aus anderen Erfahrungen kannten.

 

 

Der Weg führte dann rund 300 Meter durch den Ort, es erinnerte eher an eine typisch touristische Marktstraße, wurden hier doch alle Souvenirs, insbesondere bestickte Decken, lautstark angepriesen. Neben uns und weiteren Individualtouristen waren hier noch mehrere große Reisebusse mit Tagesausflüglern aus Varadero unterwegs.

 

 

Am Ende des Weges steht das ehemalige im typische Kolonialstil erbaute Haus des hiesigen Zuckerbarons. Vor dem Gebäude stehen noch einige traditionelle Eisenwannen, in denen der gewonnene Zuckerrohrsaft aufgefangen wurde. Das Herrenhaus beherbergt heute ein Restaurant. Wenn man dieses durchquert, kommt man hinter dem Gebäude zu der noch intakten originalen zweiten Zuckermühle des Landes. Hierbei handelt es sich um Zahnräder, zwischen welche die Zuckerrohrstangen hineingeschoben werden und in mehreren Durchgängen ausgepresst werden – hierbei ist der zweite Durchgang der ergiebigste Pressprozess. Angetrieben wurden die schweren Pressen von einem großen Stamm, der von Sklaven stundenlang im Kreis gedreht werden musste. Mühevolle Schwerstarbeit, die allerdings die Region in ihrer Blütezeit um 1850 zur Welthauptstadt des Zuckerrohrs machte. 1886 wurde letztendlich die Sklaverei in Kuba gesetzlich verboten.

 

 

Neben dem Herrenhaus steht noch der guterhaltene, rund 46 Meter hohe Wachturm „Torre de Manaca Iznaga“ von welchem aus die Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern überwacht wurde. Heute ist dies ein Aussichtsturm, den man auf schmalen, oftmals schlecht gesicherten und wackeligen Holztreppen besteigen kann. Von dort oben hat man einen perfekten Rundumblick über den Ort und die umliegende Landschaft.

 

 

 

Von hier aus fuhren wir dann mit unserem Oldtimer dir rund 15 Kilometer zurück in die Stadt Trinidad. Auf dem Weg hatten wir wieder das uns bekannte Straßenbild, welches hier durch die landwirtschaftliche Region besonders ausgeprägt war.

 

 

In unmittelbarer Nähe zum historischen Zentrum wurden wir von unserem Fahrer rausgelassen und von hier aus haben wir die Stadt zusammen mit unserem Guide zu Fuß weiter erkundet. Es empfiehlt sich dringend, hier festes Schuhwerk zu tragen, da das Kopfsteinpflaster seit 1850 unverändert ist und somit extrem uneben und oftmals von den Pferden und Pferdefuhrwerken und –kutschen ausgetreten ist.

 

 

Der bereits gestern gesehen und erwähnte Plaza Major ist die größte Touristenattraktion der Stadt, da sein Flair und das der umliegenden Straßenzüge noch komplett an die Kolonialzeit erinnert. Alle bedeutenden Gebäude, Paläste und Museen findet man rund um diesen Platz. Hier begannen auch die Restaurierungen der Altstadt nachdem sie 1988 zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Das historische Zentrum hat einen Durchmesser von rund 600 Metern, ist nahezu vollständig erhalten und wird auch heute noch bewohnt.

 

Direkt am Plaza Major haben wir noch sehr ausführlich ein weiteres Haus von einem Zuckerbaron besichtigt, der hier mit seiner Frau lebte. Heute ist dies ein Museum für Architektur über die verschiedenen Epochen, die die Kolonialzeit geprägt haben. Besonders beeindruckend sind die bereits hier im 19.Jahrhundert verlegten Gasleitungen, welche alle Lampen und Warmwassereinrichtungen miteinander verbindet. Angetrieben und gespeist werden diese Leitungen von einem Gasgenerator. So hatten die Bewohner schon sehr früh elektrisches Licht und Warmwasser. Erhalten ist auch noch das Original-Porzellan-WC sowie die für damalige Verhältnisse sehr luxuriöse Dusche.

 

 

 

Die Altstadt Trinidads und die Stadt als solches gilt als die schönste Stadt Kubas. Durch ihre ruhige und verträumte Aura, den alten Kopfsteinpflasterstraßen und den prächtigen Gebäuden ist sie bei Touristen wie Einheimischen gleichermaßen beliebt. Die pastellfarbenen Gebäude, gefliesten Innenhöfe und gedrechselten Holzgitter lassen einen in die Vergangenheit reisen. Wenige Ecken weiter befindet sich der Gründungsplatz der Stadt, wie alle anderen Städte auch wurde Trinidad mit einer Messe offiziell gegründet – es hat ein Jahr bis zur offiziellen Zeremonie gedauert, da extra ein Priester aus dem benachbarten, rund 100 Kilometer entfernten Cienfuegos kommen musste.

 

Von hier aus haben wir die Altstadt verlassen und sind zum „modernen“ Zentrum rund um die Plaza Carrillo gelaufen. Diesen Ort haben wir bereits gestern mit seiner alten katholischen Kirche und dem Rathaus gesehen – liegt er doch nicht weit von unserer Casa entfernt.

 

Hier endete der geführte Stadtrundgang und wir sind den Rest des Tages noch alleine durch die Gassen spaziert. Allerdings wurden wir nachmittags für nahezu 2 Stunden von einem heftigen Gewitter mit tropischem Regen heimgesucht – an ein Weiterkommen war erstmal nicht zu denken und wir sind in die nächstbeste Bar eingekehrt.

 

Abends klarte es sich wieder auf und wir sind noch auf einer Rooftopbar gemütlich essen gegangen.

Ein zweiter Tag in Trinidad geht zu Ende und wir freuen uns auf morgen: hier steht wieder Kontrastprogramm auf unserem Plan: es geht in den kubanischen Regenwald, in den Nationalpark Topes de Collantes.