Top
  >  Amerika   >  Kuba   >  02.05.2024 – Cienfuegos

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der berühmten Altstadt und Bucht von Cienfuegos. Nach dem Frühstück wurden wir von unserem privaten Tourguide zu einem ausführlichen Stadtspaziergang abgeholt.

 

 

 

Als erstes ging es jedoch nicht in Richtung der historischen Altstadt, sondern genau in die umgekehrte Richtung in die Viertel, wo die einheimischen Kubaner leben. Hier konnten wir eintauchen in den Alltag der Menschen. Wir bekamen sehr viel erklärt und gezeigt, wie sich Kuba derzeit öffnet und sich weg von den staatlichen Geschäften hinzu Privatgeschäften entwickelt. Dies ist ein sehr langwieriger Prozess, da die Leute erst lernen müssen, die Verantwortung und den Fortschritt selbst übernehmen zu müssen.

 

 

Wir finden solche Viertel und Wege abseits des Tourismus immer sehr spannend, da man so ein Land wirklich entdecken und verstehen lernen kann. Von hier aus ging es dann jedoch über den Paseo del Prado, der Flaniermeile der Stadt, hinein ins historische Viertel der Stadt.

 

Besonders beeindruckt hat uns auf dem Paseo del Prado die Bibliothek der Universität. Das Herausragende war hier ein separater kleiner Raum, der komplett mit Büchern nur in Blindenschrift gefüllt und sortiert war. Dies ist ein 2010 ins Leben gerufene Projekt der Stadt, welches die Inklusion von behinderten Menschen in die Gesellschaft fördern und unterstützen soll. Wir bekamen die Geschichte des Projektes von einem blinden Mitbegründer persönlich erzählt. Dies hat uns sehr beeindruckt und wie wir finden, ist Inklusion ein absolut wichtiger Baustein einer modernen Gesellschaft.

 

 

Auf der anderen Seite des Paseo del Prado liegt die eigentlichen historische Altstadt mit ihren am Ufer der Bucht von Jagua endenden Straßen. Das Besondere am Stadtbild sind die schachbrettmäßig angelegten Straßenzüge. Diese sind in beiden Richtungen durchnummeriert, so dass sowohl Straße als auch Hausnummer immer auch für Fremde eindeutig zuzuordnen sind.

 

Der noch gut sichtbare französische Einfluss in der Stadt stammt noch aus der Zeit im 18.Jahrhundert als sich einige französische Familien hier ansiedelten. So gibt es in Cienfuegos zum Beispiel den einzigen Triumphbogen des Landes – er wurde für die damaligen Siedler als Erinnerung an die ferne Heimat erbaut.

 

 

Der Triumphbogen befindet sich am zentralen Platz José Marti im Stadtzentrum. Hier findet man auch das bekannte Teatro Tomas Terry. Das Theater wurde Ende des 19.Jahrhunderts im neoklassizistischen Stil erbaut. Das Geld stammt aus dem Erbe des venezolanischen Zuckerbarons Tomas Terry, nachdem das Theater benannt wurde. Das Gebäude umfasst insgesamt Platz für 900 Zuschauer und wird bis heute für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Neben dem Theater befindet sich am Platz José Marti auch das alte Zollhaus der Stadt.

 

Der Platz ist gleichzeitig auch der Gründungsort der Stadt Cienfuegos. Somit entspricht er natürlich dem klassischen Aufbau, wie die Spanier in der Kolonialzeit ihre Orte gegründet haben: An diesem Platz muss sich immer der Präsidentenpalast befinden, das Wohnhaus des Gouverneurs sowie eine Kirche.

 

 

 

 

Gegenüber vom weltberühmten Theaterbau befindet sich der Präsidentenpalast, der größte Prunkbau des Plazas José Marti. Direkt über Eck liegt das alte Gouverneurshaus sowie die große Kathedrale der Stadt, die sichtbar über die Kolonialbauten hinausragt. Somit sind alle Seiten des Platzes mit tollen Bauwerken bebaut. Der Platz selber ist als schöne Parkanlage erbaut mit einem Denkmal von José Marti in der Mitte.

 

 

1861 wurde die Stadt an das kubanische Eisenbahnnetz angeschlossen – dies trug wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung und Erfolg der Stadt bei. Dadurch zog Cienfuegos an der bis dahin in der Region dominierenden Stadt Trinidad vorbei.

 

Der wirtschaftliche Erfolg basiert im Wesentlichen auf der Zuckerindustrie. Cienfuegos ist seit dem 19. Jahrhundert das Zentrum der kubanischen Zuckerindustrie und hier befindet sich der größte Exporthafen für Zucker weltweit.

Weiterhin trugen natürlich auch die kubanische Zigarrenindustrie und der Krabbenfang zum Ruhm der Stadt bei. In der Nähe der Stadt wurde auch unter Mithilfe der damaligen Sowjetunion 1983 mit dem Bau des ersten Kernkraftwerks Kubas begonnen. Durch den Zusammenbruch der Sowjetunion und des östlichen Europas 1990 wurde es allerdings nie fertiggestellt und nie in Betrieb genommen.

 

Heutzutage spielt auch der Tourismus eine immer größere Rolle. Die Besucher kommen insbesondere wegen der historischen Altstadt, aber auch wegen der atemberaubenden Küstenlandschaft rund um die Stadt und der unberührten Natur mit ihren Wasserfällen in den Bergen rund um Cienfuegos. Bekannt ist insbesondere der schneeweiße Sandstrand Playa Rancho Luna, rund 20 Kilometer außerhalb von Cienfuegos.

 

 

Auch wir haben uns vormittags die historische Altstadt mit unserem Guide angesehen und sind bis an die äußerste Landzunge entlang des Malecons bis zum Punta Gorda mit einem kubanischen Tuktuk gefahren. Entlang des Weges findet man zahlreiche prunkvolle Paläste und Herrenhäuser. Am Ende der Landzunge befindet sich aber der mit Sicherheit schönste Palast der Stadt, den Palacio de Valle. Es handelt sich quasi um einen Prunkbau im maurisch-indischen Stil, den der damalige Zuckerbaron seiner Frau geschenkt hat. Ursprünglich sollte in dem Palast heutzutage das Casino der Stadt entstehen, es beherbergt aber derzeit ein Restaurant mit Dachterrasse.

 

 

Nachmittags sind wir dann noch ein wenig allein durch die Gassen der Stadt geschlendert, haben die Aussicht von einer Rooftopbar genossen bzw. bei einem Mojito Leute beobachtet – immer wieder spannend.

 

 

Die beiden Tage in Cienfuegos reichen völlig aus, um die Stadt ausführlich zu erkunden und alle Ecken kennenzulernen. Sie ist irgendwie auch ganz anders als die bisher gesehenen Städte des Landes – insgesamt deutlich sauberer und moderner. Man sieht deutlich, dass es hier der Bevölkerung wirtschaftlich recht gut geht, verfügt die Stadt seit jeher um einen bedeutenden Umschlagshafen für die karibischen Inseln.

 

Besonders schön war heute der Sonnenuntergang von der Dachterrasse unseres Casas aus über die historische Altstadt hinweg. Mit diesem Sonnenuntergang verabschieden wir uns aus Cienfuegos und freuen uns die nächsten Tage auf das weltberühmte Trinidad.